Veröffentlicht am: 07 Juli 2025

So erkennen und testen Sie Edelstahl

Regelmäßig stellen Kunden die Frage, wie sich Edelstahl zuverlässig identifizieren lässt und welche Möglichkeiten zur Bewertung seiner Korrosionsbeständigkeit bestehen. In diesem Beitrag erläutern wir praxisnahe Methoden zur Erkennung und Prüfung von Edelstahl.

Wie sicher feststellen, ob es sich um Edelstahl handelt?

Zunächst eine wichtige Vorbemerkung:
Es existiert keine einfache, kostengünstige und zerstörungsfreie Methode zur eindeutigen Identifikation von Edelstahl und seiner Korrosionsbeständigkeit. Für eine zweifelsfreie Bestimmung ist eine Spektralanalyse erforderlich.

Die Spektralanalyse, auch als Optische Emissionsspektrometrie (OES) bezeichnet, basiert auf der kontrollierten Verbrennung eines kleinen Oberflächenbereichs unter sauerstoffarmer Atmosphäre. Dabei senden die enthaltenen Elemente spezifische Lichtfrequenzen aus. Diese werden analysiert, um die exakte chemische Zusammensetzung des Edelstahls zu ermitteln. So lässt sich nicht nur feststellen, ob es sich um Edelstahl handelt, sondern auch, ob es sich um Typ 304, 316 oder einen anderen Werkstofftyp handelt – der sogenannte „chemische Pass“ des Materials.

Vorteil:

  • Hohe Genauigkeit und eindeutige Materialidentifikation.

Nachteile:

  • Relativ hohe Kosten.
  • Materialoberfläche wird dauerhaft verändert – für Prüfungen an verbauten Komponenten nur eingeschränkt geeignet.
Alternativ bieten sich portable Geräte zur Analyse per Röntgenfluoreszenz (RFA) oder Laserinduzierter Breakdown-Spektroskopie (LIBS) an. Diese Verfahren sind vor Ort einsetzbar und ermöglichen die Detektion schwerer Elemente wie Chrom, Nickel oder Molybdän. Sie erfassen jedoch keinen Kohlenstoff, was die Aussagekraft einschränkt. Dennoch liefern RFA- und LIBS-Messungen brauchbare Hinweise auf den Werkstofftyp (z. B. Unterscheidung zwischen Edelstahl 304, 316, 430 oder Duplex).


Edelstahl durch optische und haptische Merkmale erkennen?

Die Identifikation durch bloßes Sehen oder Tasten ist eingeschränkt möglich, liefert jedoch nur grobe Anhaltspunkte.

Unterschied zwischen dem Aussehen von Stahl und Edelstahl

Edelstahl weist in der Regel eine silber-graue, matte Oberfläche auf – heller als herkömmlicher Stahl, aber dunkler als Aluminium. Der Unterschied ist vor allem im direkten Vergleich sichtbar. Aluminium ist zudem spürbar leichter als Edelstahl. Ohne Vergleichsobjekte ist die Unterscheidung schwierig. Selbst gebürstete Oberflächen bei Stahl und Edelstahl sind visuell kaum differenzierbar.

Ein weiterer Hinweis:
Ist ein Metallprodukt beschichtet (z. B. lackiert oder pulverbeschichtet), handelt es sich häufig um Stahl. Edelstahl benötigt im Regelfall keine Beschichtung zum Schutz vor Korrosion, auch wenn Ausnahmen vorkommen.

Edelstahl mit Magneten identifizieren?

Magnettests können zur Eingrenzung des Materials beitragen:

Austenitische Edelstähle wie die Typen 304 und 316 sind in der Regel nicht magnetisch. Ein Magnet haftet bei diesen Werkstoffen kaum oder gar nicht. Allerdings kann durch mechanische Bearbeitung (Kaltverfestigung) eine geringe Magnetisierbarkeit entstehen. Dies trifft auch auf Duplex-Edelstahl zu, der aus austenitischen und ferritischen Phasen besteht. Ferritische oder martensitische Edelstähle sowie unlegierte Stähle sind hingegen deutlich magnetisch – der Magnet haftet spürbar (mehr dazu erfahren Sie in unserem Blog „Ist Edelstahl magnetisch?“).
magneet bij rvs

Fazit:
  • Kein Magnetismus: Wahrscheinlich austenitischer Edelstahl.
  • Starke magnetische Haftung: Wahrscheinlich ferritischer Stahl oder Normalstahl.
    Ein Magnettest erlaubt keine abschließende Werkstoffidentifikation, liefert aber eine erste Einschätzung.

Edelstahl durch Tropftests identifizieren?

Sogenannte Tropftests bieten eine Möglichkeit zur Beurteilung der chemischen Zusammensetzung sowie der Korrosionsbeständigkeit der Oberfläche. Dabei wird eine definierte Testlösung auf die Metalloberfläche aufgebracht, und die Reaktion (Verfärbung) liefert einen Hinweis auf bestimmte chemische Elemente oder Eigenschaften.

rood gekleurde druppel op rvs oppervlakBeispiel 1: Kupfersulfat-Test
Ziel: Prüfung der Passivierungsschicht (Chromoxidschicht)

  • Vorgehen: Aufbringen einer Lösung aus Schwefelsäure und Kupfersulfat
  • Rötliche Verfärbung: Fehlende oder unzureichende Passivierung
  • Keine Reaktion: Wahrscheinlich intakte Passivierung
    Hinweis: Dieser Test zeigt keine Mikroschäden oder Pitting-Korrosion an.

Beispiel 2: Molybdän-Test
Ziel: Nachweis von Molybdän – Differenzierung zwischen Typ 316 (mit Molybdän) und Typ 304 (ohne/geringer Anteil)

  • Verfärbung in Schwarz, Rosa oder Violett: Molybdän vorhanden
  • Keine Verfärbung: Wahrscheinlich Typ 304
Tropftests liefern lediglich qualitative Ergebnisse und sind nicht normiert. Sie eignen sich daher nur als ergänzende Verfahren.

Fragen zur Erkennung von Edelstahl?

In diesem Beitrag haben wir Ihnen verschiedene Verfahren zur Identifikation von Edelstahl vorgestellt. Eine abschließende Werkstoffanalyse erfordert in der Regel technische Hilfsmittel oder Laboruntersuchungen. Die vorgestellten Methoden können jedoch helfen, Werkstoffe grob einzuordnen oder bei der Materialauswahl vorab zu bewerten.

Benötigen Sie Edelstahlprodukte? Wir bieten Edelstahlbleche, Rohre, Vierkantrohre und Profile an – auf Wunsch inklusive Laserschneiden, Abkanten und Kantenbearbeitung.

Für Fragen zu Werkstoffen oder Bearbeitungsverfahren stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung – kontaktieren Sie uns.

Neueste Blogs